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Artikel im Kiek Rin vom März 2002

Wor gifft woll een mojer Vehnhus as up Stee van Louvermann?
Die Einweihung in Beningafehn am 25., 26. und 27. Januar 2002

Wer auf der Straße Hesel-Neukamperfehn-Jheringsfehn kurz vor dem ehemaligen Bahnhof Stikelkamp links in die Bahnhofstraße einbiegt, befindet sich schon in Beningafehn. Nach wenigen hundert Metern weist ein Schild "V E H N H U S" auf die Zufahrt zum ehemaligen "Bolzplatz" ­ jetzt "Van Louvermanns Stee". Am Ende der Zufahrt, hinter einem Parkplatz, fällt dem Besucher das schöne, im traditionellen Fehnstil errichtete Vehnhus sofort in die Augen. Hier ist sauber gearbeitet worden, von der ausgereiften Planung bis zum letzten, akkurat gefugten Ziegel, von den Sprossenfenstern und Türen bis zu den Klempnerarbeiten. Auch die aus Holz mit Ziegeldach errichtete geräumige Scheune kann sich sehen lassen. Sie bietet viel Platz für sperrige Sachen, z.B. Kulissen für die Theatergruppe oder selbstgebaute Marktbuden und Bosselutensilien. In der Scheune können auch Reparaturen ausgeführt werden. Zwischen Scheune und Vehnhus hindurch geht der Weg über einen Grillplatz zum Backhaus. In alten Zeiten gehörte das meist etwas abseits gebaute Backhaus selbstverständlich zur Fehnstelle. Hier ist es mit dem Vehnhus verbunden, aus guten Gründen: Die Backstube ist zugleich Umkleideraum für Vorstellungen auf der Bühne. Im gemütlich gestalteten Festsaal ist reichlich Platz für etwa 100 Personen, die, wenn sie es möchten, auch eine Tanzrunde einlegen können. Auch im vollbesetzten Saal ist die Akustik in Ordnung, wahrscheinlich ein positives Ergebnis der interessant gestalteten terrassenförmigen Decke. Durch zwei breite Glastüren können Gäste ins Freie treten, um frische Luft zu atmen, einen Spaziergang über die neu angelegte Rasenfläche zu machen oder den Nachthimmel zu bestaunen. Das kleine Wäldchen am Rande, nördlich hinter dem Vehnhus, müsste noch für romantische Gehwege ausgeholzt werden.- Kehren wir in den Saal zurück!
Das Klub-Zimmer, vom Bosselverein mit vielen Pokalen und Wandtellern verziert, ist durch eine breite, mehrflügelige Tür vom Saal getrennt. Ist diese Tür offen, ist ein freier Zugang zur Theke möglich, so ist das Klub-Zimmer räumlich mit dem Saal verbunden.
Hinter der Theke befindet sich die moderne Einbauküche mit Kühlraum. Eine praktische Durchreiche garantiert einen reibungslosen Service im Saal. Im Obergeschoss vom Vehnhus ist ein Vielzweckraum mit kleiner Küchenwand und drei ab-schließbaren Abstellräumen. Hier können kleinere Gruppen basteln, lesen, singen usw.
Um einen richtigen Eindruck vom "Vehnhus up Stee van Louvermann" zu bekommen, ist jeder eingeladen, sich das Haus einmal von außen und innen anzusehen. Am letzten Tag der Einweihung, am Sonntag, dem 27. Januar 2002, herrschte ein solcher Besucherandrang, auch aus der Nachbarschaft, dass viele keinen Platz, nicht mal einen Stehplatz, fanden und wieder nach Hause gingen.
Ehe wir über die gesamte Einweihung vom Vehnhus berichten, wollen wir noch über die merkwürdige Schreibweise des Wortes "Vehnhus" etwas sagen. Anlässlich der 200-Jahrfeier in Beningafehn (1988) haben wir auf Gut Stikelkamp nach Unterlagen für ein Siegel gesucht und auch etwas gefunden. Es war ein kleiner, zierlicher Messingstempel, mit dem in früheren Jahren die Familie Lantzius-Beninga ihre Briefe versiegelte. Von diesem Siegel sind zwei Vergrößerungen angefertigt worden, von denen eine hier abgebildet ist.
Interessant für uns ist die Inschrift "Lantzius-Beninga-Vehn". In einigen alten Schriften steht auch "Lantzius-Beninga-Veen", also mit zwei "ee". Das ist eine Schreibweise, wie sie im 16. und 17. Jh. In Holland üblich war und dort heute noch, z.B. auf der "Autokaart Nederland", als Bezeichnung von "Plaatsen" zu finden ist (Hoogeveen / Gieterveen und Veenhuizen westl. von Assen). "Veenhuizen" erinnert uns an das benachbarte Veenhusen im Moormerland.
"Venne" ist ebenfalls ein Hinweis auf sumpfiges Gebiet (z.B. "Westerbutvenne" als Straßenbezeichnung in Emden). Da sich der Heimatverein Beningafehn in seiner Satzung für die Erhaltung der Vehn-Tradition verpflichtet, d.h. auch die der plattdeutschen Sprache, ist die Schreibweise Vehnhus nur konsequent. (Ob Vehnhus oder Veenhus, darüber kann man verschiedener Meinung sein; Platt ist eigentlich keine Schrift-sprache.). Bei der Einweihung des Vehnhus ist von einem eigens dafür gegründeten Männerchor ("Beni-Singers" oder "Rentner-Band") zum ersten Mal der plattdeutsche Beni-Song nach einer alten nordischen Melodie gesungen worden. Der Text beginnt mit der Frage:
"Wor gifft woll een mojer Vehnhus as up Stee van Louvermann?" Von Bürgermeister Hinrich Bruns, Hesel, sind uns über ARENT JAN VAN LOUVERMANN einige Informationen gegeben worden.
Van Louvermann war Holländer, geb. 1698 wahrscheinlich in Leeuwarden, gest. am 10.03.1775 in Aurich. Sein Wappen weist ihn als ein Mitglied der Familie van Loo aus Leeuwarden aus, der auch die Mutter des Ostfriesischen Geheimen Rates und Drosten Alexander Hume of Manderstone angehörte. Van Louvermann kam 1730 nach Ostfriesland, wo er seit seiner Hochzeit mit Albertina Hume of Manderstone auf Gut Stikelkamp wohnte. Er bemühte sich um die Verbreitung neuer, in Ostfriesland unbekannter Arbeitsmethoden ("Meliorationes"), indem er z.B. unter der Leitung eines Niederländers Kanalarbeiten durchführen ließ. Spetzerfehn und Beningafehn wurden von van Louvermann gegründet. Bis 1788 hieß letzteres nach seinem Gründer "Louvermanns Vehn". Erst seit 1788, als es an die Familie Lantzius-Beninga verkauft wurde, hieß es zunächst "Lantzius-Beninga-Vehn", später einfach Beningafehn. Heute gehört Beningafehn zur Kirchengemeinde Stiekelkamperfehn, politisch zur Gemeinde Hesel.

Die Einweihungsfeier

Nach ca. 18-monatiger Bauzeit konnte das Vehnhus eingeweiht werden. Über die Einweihung ist in verschiedenen Zeitungen ausführlich berichtet worden. Im "Kiek rin", der seine Leser in der Samtgemeinde Hesel, Bagband und im Moormerland -OT Jheringsfehn- hat, sollen noch einige Ereignisse vor und hinter den Kulissen zur Sprache kommen.
Die Vehnhus-Einweihung war für Beningafehn ein großes Ereignis. Das 200-jährige Jubiläum im Jahr 1988 war unzweifelhaft ein noch größeres Ereignis in der Geschichte des kleinen Fehns, das eigentlich gar kein Fehn ist, sondern eine Moorkolonie. Denn zu einem typischen Fehn gehören Kanäle (Wieken), und die hat Beningafehn nie gehabt.

Für den 1. Abend, Freitag, 25. Januar, mussten rechtzeitig Einladungen verschickt werden, denn da sollten nur geladene Gäste von der bestellten Gulaschsuppe und den belegten Broten essen und die angebotenen Getränke schlürfen dürfen. Also wurden die Tische im Saal festlich dekoriert. Das dafür nötige Personal, Fehntjerinnen, hatte alle Hände voll zu tun. Aber es hat prima geklappt. Nun kamen also die Gäste: Zuerst sollen die aktiven Mitarbeiter am Vehnhus-Bau genannt werden. Ihnen ist zu verdanken, dass das schöne Haus überhaupt errichtet und eingerichtet wurde. Sie haben auch das Fundament gelegt und die stilgerechte Holzscheune gebaut. Schließlich gestalteten sie auch die Außenanlagen. Und hätten sie nicht unmittelbar vor der Einweihung die Zufahrt trockengelegt, so wäre mancher Besucher schon an der Straße umgekehrt. Kurz und gut: Man kann nicht alle guten Werke der Aktiven aufzählen. Ihnen allen, und dazu gehören auch die Firmen, Handwerker, Geldspender, Handlanger usw. usw.- gebührt Lob und Dank bis in die nachwachsenden Generationen. Ihnen zu Ehren sangen die Beni-Singers bei ihrem ersten Auftritt am Freitagabend das selbstgetextete "Beni-Lied"

Wor gifft woll een mojer Vehnhus

Wor gifft woll een mojer Vehnhus As up´d Stee van Louvermann? Hier hebb´n unse Fehntjer Jungse Dag för Dag hör Arbeid dahn. Timmern, mürkern, fougen, sagen, of un an een Schluck un Beer, Pann´ uphangen, Steenen dragen, so gung dat der alltied her.

Frouher was dat man leep schoofel hier in uns Moorkolonie, kolt un natt un nix as Arbeid un in´t Moor de Plackerie, Mouder sörgt vör Hus un Kinner, Vader up de Loggers gung, un wat was dat für een Bliedskupp, wenn een Swien an´d Ledder hung.

Wat hett sück dat Fehn verännert, alln´s is süver un adrett, Mama geiht na´d Tupperparty, Papa surft int Internet. Wat sull´n woll uns Ollen seggen, wenn se wer upkieken deen, Fehntjers daun´t hör Knipke open, spenden `n heel bült Geld för´t Fehn!

Kiek, nu steiht dat Vehnhus open, nehmt dat an in Free und Freid, levt darin un komt binanner ok mit Danz un Lustbarkeit! Lat uns tro tosamen hollen, lat uns tro tosamen gahn, ji de Jungen, wi de Ollen, dann so blivt uns Fehn bestahn. (Hedwig Stickan)

Nach dem gemeinsamen Abendessen sprachen Hartmut Rabenberg vom Heimatverein eingehend über Sinn und Zweck des Vehnhus, Wilhelmine Siefkes von der Theatergruppe über das erste Bühnenstück Anfang April und Georg de Buhr vom Bosselverein Beningafehn.
Hartmut Junge von der Gemeinde Neukamperfehn sprach seine Glückwünsche aus, überbrachte ein Geschenk und wies auf die Verbindungen zwischen den beiden Fehnen hin. Das “Vehnhus³ steht natürlich auch den Neukamperfehntjern offen. Als Vertreter der Gemeinde Hesel traten dann Martin Feldkamp und Heiko Müller vor das Mikrofon auf der Bühne. In launigen Worten ging Heiko Müller auf die Einsatzbereitschaft und Opferwilligkeit hinsichtlich sozialer Aufgaben ein. Martin Feldkamp behielt das offenbar wichtige Geschenk im Auge, das schließlich ausgepackt wurde. Zum Vorschein kam das Familien-Wappen von Arent Jan van Louvermann, natürlich nicht das Original, sondern eine Nachbildung. Für diese Überraschung hat das Heseler Rathaus alle Mühen und Kosten übernommen. Herzlichen Dank!
Helmut Collmann als Vertreter des Landkreises Leer wies auf die Vorbildlichkeit des ehrenamtlichen Einsatzes in Beningafehn hin. Mit relativ geringer finanzieller Investition der Kommune sei durch aktiven Bürgersinn etwas Gutes und Nützliches geschaffen worden, ein Beispiel für andere. Er brachte auch ein Geschenk und bemerkte dazu, dass es evtl. auch dreigeteilt werden könne.
Hans-Walter von Aswegen als Ratsmitglied erinnerte an das 200-jährige Jubiläum 1988 in Beningafehn. Damals ist der Gedanke, ein gemeinsames Fehnhaus (mit Backofen) zu bauen, ernsthaft erwogen worden. In den letzten Jahren wurde aus diesem Gedanken ein akutes Vorhaben, weil der Klootschießer- und Bosselverein Freesensport Beningafehn (Lücht up un fleu herut) sein gemütliches Blockhaus an der Sandwieke verlassen muß.
Die Gemeinde Hesel gab grünes Licht und einen Zuschuss von 200.000 DM. Das war in der Amtszeit von Gemeindedirektor Richard van Düllen, der auch als geladener Gast gekommen war.
Der Abend wurde durch platt- und hochdeutsche Lieder und ein Singspiel (Mein Mann ist gefahren ins Heu...) der Beni-Singers aufgelockert. Um die Gäste gegen 23 Uhr aus dem Saal zu komplimentieren, sang die Rentner-Band noch den alten Schlager:
"Gäste sind mein größter Schreck, denn sie geh'n fast niemals weg, und essen viel, wer hat das gern?..." mit dem Kehrreim "Auf Wiederseh¹n Herr Doktor, auf Wiederseh¹n Frau Doktor, es hat mich sehr gefreut...!" Nachfolgend die Darstellung der Beni-Singers, dazu eine Bemerkung: Es sind nicht elf, sondern nur neun; eine Ähnlichkeit mit den Original-Beni-Singers ist nicht beabsichtigt!
Am zweiten Tag der Einweihung spielten die "Alpinos" zum Tanz auf. Das Duo Anneliese und Heinrich Schaake sang. Obwohl am gleichen Abend in Hesel zum traditionellen Heimatabend im Saal von Kloster Barthe eingeladen wurde, war die Tanzveranstaltung im Vehnhus mit ca. 80 Gästen gut besucht. Auf dem Tanzboden herrschte genügend Bewegungsfreiheit und eine lockere, gute Stimmung.
Am nächsten Morgen, einem Sonntag, war plattdeutscher Gottesdienst angesagt. Der Posaunenchor der Kirchengemeinde Stiekelkamperfehn stellte sich bereits 1/4 Stunde vorher unter das Vordach der Scheune und machte auf das Ereignis aufmerksam. Dann nahm er auf der Bühne im Saal Platz. Tische und Stühle waren zuvor so gestellt, dass die Besucher in Reihen sitzen konnten. Alle Sitzplätze waren besetzt. Hartmut Rabenberg, KV (Kirchenvorsteher) begrüßte die Gemeinde, Annegret Fecht, KV, las plattdeutsche Bibeltexte aus dem Alten und Neuen Testament, Heide Pohl, KV, übernahm die Abkündigungen, d.h. sie gab bekannt, wer verstorben war, wann und wo sich kirchliche Kreise treffen, wofür die Kollekte (Sammlung) bestimmt ist usw. Die von der Gemeinde gesungenen plattdeutschen Lieder wurden auf einem elektronischen Tasteninstrument intoniert und abwechselnd mit dem Posaunenchor unter der Leitung von Harm Martens begleitet. Heiner Bruns sorgte am Mischpult für die richtige Lautstärke. In der Predigt wurde an die Situation der Kirchengemeinde vor 50 Jahren erinnert (keine Kirche, kein Pfarrhaus). Die Fehnhäuser waren mit Flüchtlingen und Vertriebenen überfüllt. Durch die Währungsreform 1948 (Umstellung der RM ­Reichsmark- in DM ­Deutsche Mark-) verbesserte sich die angespannte Lage von Jahr zu Jahr. Heute gibt es nur vereinzelt alte fehntypische Häuser. Die alten Häuser sind umgebaut, modernisiert oder durch Neubauten ersetzt, von denen einige nicht oder nur zeitweise bewohnt sind. So ändern sich die Zeiten und Verhältnisse. Am Sonntagnachmittag wurden im Vehnhus alle Türen weit geöffnet. In hellen Scharen kamen Besucher, um sich das Haus von außen und innen anzusehen. Im Saal, auf der Bühne, im Klubzimmer, an der Theke ­ alle Plätze waren besetzt. Wer einen Tischplatz fand, ließ sich Tee und Kuchen schmecken. Die Handörglers, das Gesangsduo Schaake und die Beni-Singers unterhielten die Gäste. Das war ein schöner Ausklang des Festes zur Einweihung des Vehnhus up Louvermanns Stee.

Eberhard Stickan, Beningafehn

 

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letztes Update: 08.11.2002