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" Der Stiekelkamper Wald "

von Catharinus Smid, Stiekelkamperfehn (25.04.1858-23.03.1932)

Der Stiekelkamper Wald ist fein,
ich geh so gerne dort hinein.
 
Fast jeden Sonntag bin ich dort
und kenne dort schon jeden Ort.
 
Des Königs Eichbaum steht auch dort,
mehr als tausend Jahr an seinem Ort.
 
Der sah schon viel vom Weltgetümmel,
streckt seine Äste bis zum Himmel.
 
Wenn dieser Alte reden könnte,
ich mir dann manche Stunde gönnte,
 
zu sitzen unter seiner Krone
und hören zu dem alten Sohne.
 
Germannen hat er schon gekannt
im Bärenfell den Speer zur Hand.
 
Kuhhörner auf den Kopf gestellt,
so schritten sie einst durch die Welt.
 
Die Römer kamen auch einst her
und wollten einen Stamm so schwer
 
gebrauchen zu den Bohlenwegen
die Königseiche kam gelegen.
 
Doch Hermann der Cherusker schlug
das ganze Römerpack in Bruch.
 
Mitsamt dem Varus schlug er sie,
sie rannten fort so wie noch nie.
 
Die Fürsten hier im Friesenland,
die hat der alte Herr gekannt.
 
Auch Häuptlinge hat er gesehn
und was da alles ist geschehn.
 
Die Quade Foelke dazumal
die hängt gar in dem Ahnensaal.
 
Ich hab sie selber dort gesehn,
doch diese Dame ist nicht schön.
 
Den Beek den der Alte satt,
was der für schlechtes Wasser hat.
 
Das stinkt ja greulich wie noch nie,
des Abends spät, des Morgens früh.
 
Der alte Herr hat ihn gekannt,
vor tausend Jahren war sein Strand
 
Noch sauber fein mit Kies belegt
und jetzt man kaum den Stank verträgt.
 
Fuchshölen besuche ich auch gerne,
denn dort kann man so Vieles lernen.
 
Wie sich die Tiere hier benehmen
und sich mit allem doch bequemen.
 
Ne' Küche und 'nen Vorratsraum,
Schlafstuben selber hat man kaum,
 
wenn Harm und Wobke sich mal lieben,
die müssen selbst den Sand verschieben.
 
Und bauen sich ein Nest sehr warm
dann ist zufrieden unser Harm.
 
Und Wobke ist sein Weibchen dann,
dann ist die Sache abgetan.
 
Zum Dachsbau gehe ich oft hin,
denn dort ist sehr viel Volk darin.
 
Im Frühjahr gab es Wohnungsnot,
auch fehlte da das liebe Brot.
 
Der Vater Dachs schiebt tüchtig los,
der Zuwachs war doch gar zu groß.
 
Besorgt für alle Futter her
und hungern braucht dann keiner mehr.
 
Der Dachs ist sauber, reinlich sehr
drum nimmt er schnelle den Spaten her,
 
und schafft bei Tag und Nacht dann sehr
die Wohnungsnot ist auch nicht mehr.
 
Im Frühling wird der Wald sehr fein,
dann geh ich öfter da hinein.
 
Dann wird der Wald sehr interessant,
Maiglöckchen blühn am Beekestrand.
 
Die läuten nun den Frühling ein
dann wird der Wald erst richtig fein.
 
Den Königsfarren strecken schon
den Kopf empor zum Himmelsdom.
 
Auch Adlerfarren kann man sehen,
doch weiß nicht jeder wo sie stehen.
 
Verraten will ich es nicht heut,
vielleicht zu einer andern Zeit.
 
Die Vogelwelt ist nun erwacht
und jubiliert bei Tag und Nacht.
 
Denn auch die Nachtigall ist hier und singt
ein manches Liedchen mit.
 
Holztauben rufen auf dem Baum
Fasanen selbst man glaubt es kaum.
 
Auch Rehe kann man hier gar sehen,
der Stiekelkamper Wald ist schön.
 
Der Stiekelkamper Wald ist fein
im Winter geh ich auch hinein.
 
Der kalte Nordwind kann mir nicht
so einfach wehen ins Gesicht.
 
Die Bäume werden mir schützend dienen,
will ich spazieren unter ihnen.
 
Fällt in der Nacht der Schnee dann weich
und schmückt jeden Ast und Zweig,
 
das hätt ich selber nicht gedacht,
was das für eine große Pracht.
 
Das ganze glänzt wie kristall,
allüberall, allüberall.
 
Und jede Tanne ihr könnts schauen,
ist schöner als ein Weihnachtsbaum.
 
Und kommt einmal der Nebel her
und schmückt alles rings umher,
 
dann wird die Welt doch gar zu schön,
das Auge kann nicht satt sich sehn.
 
Die feinste Arbeit wird gemacht,
wenn dann der Reif fällt über Nacht.
 
Der Stiekelkamper Wald ist schön,
der Stiekelkamper Wald ist fein.
 
Mein Freund und ich habens gesehen,
manch jungen Herrn mit 'nem Mädel schön.
 
Sie gingen so friedlich Arm in Arm
so durch den Wald, das Herz so warm.
 
Doch plötzlich bleibt der Jüngling stehn
und drückt ans Herz sein Liebchen schön,
 
Sie küssen sich ohn' Unterlass,
daß machte uns sehr vielen Spaß.
 
Er setzte sich dann hin ins Moos
und nahm sein Liebchen auf den Schoß
 
Wie ein paar Tauben schnäbeln sie,
das Mädchen freut sich wie noch nie.
 
Die ganze Welt bist nun vergessen,
wir sind ganz still dabei gesessen,
 
Und haben uns das angesehn,
wie ist die Welt doch gar zu schön.
 
Der Stiekelkamper Wald ist fein,
der Bahnhofswirt er ladet ein.
 
Der Bahnhof liegt am Waldesrand,
der Bahnhofswirt ist auch bekannt.
 
Herr Witzig ist ja auch der Mann,
der euch recht schön bedienen kann.
 
Die Straße führt nun auch nach hier,
Herr Witzig führt ein feines Bier
 
Un ok e lecker Kopke Tee,
dann bünt ji seeker all tofree.
 
Der Stiekelkamper Wald ist fein,
geht auch des öftern dort hinein
 
Erholt Euch, gehet nur hinein,
denn der Besitzer wird sich freun.

 

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letztes Update: 27.10.2004